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Kochbuchlieblinge: Claudio Del Principe “Ein Sommer wie damals”

1. September 2016
Claudio del Principe Ein Sommer wie damals Kochbuch Italien

Ein Filetstück von einem Kochbuch. Haptisch und inhaltlich appetitlich. Und eine Erinnerungsreise zu den ersten Italienurlauben, damals, im Sommer der Kindheit

Ein Filetstück von einem Kochbuch

Claudio del Principe Ein Sommer wie damals Kochbuch Italien

Ob das wohl ein Capri-Eis ist?

Schon der ockerfarbene Leineneinband, die Lesezeichen in grün, weiß und rot und die schmale Papierborte mit typischen Italienmotiven schicken den Leser auf  eine Reise in die Kindheit: zurück zu den Stränden Italiens, zu braungebrannten Italienern in Speedos, gestreiften Sonnenschirmen, zurück zu ersten Sonnenbränden und dem Geruch von Après-Sun-Milch, zu Urlaubsfreunden mit denen man trotz Verständigungsschwierigkeiten stundenlang Murmelbahnen in den Sand baute, und zurück zu dem Luxus jeden Tag ein cremig leckeres Gelato und Pasta oder Pizza zu essen.

 

Claudio del Principe Ein Sommer wie damals Kochbuch Italien

Tricolore-Lesebändchen als i-Tüpfelchen des haptisch und inhaltlich fantastischen Buches

Gekonnte Verführung mit Rezepten und Worten

Mit tollen Fotos, Sommererinnerungen, kleinen Anekdoten vermischt mit Wissenswertem rund um die italienische Küche und die Herkunft der jeweiligen Rezepte bestückt Claudio Del Principe das 240-Seiten starke Werk. Del Principe verführt als kochbesessener Italiener nicht nur mit großartigen Rezepten, sondern als gelernter Texter und Chef des Genussblogs “anonymeköche” auch mit Worten. “Ein Sommer wie damals” ist also rundum gelungen und weckt im Leser die Lust darauf, Adriano Celentanos “azzurro” laut aufzudrehen und in Endlosschleife laufen zu lassen, während man den Kochlöffel schwingt und in den Kochpausen am Weißwein nippend alte Fotoalben anschaut. Oder gleich die nächste Italienreise zu buchen.

Gerichte aus den Italien-Urlauben der Kindheit

Im Buch sind alle bekannten Klassiker (Vitello tonnato, Pasta alle Norma, Scaloppine, Focaccia, Pulposalat, Spaghetti alla botarga, Spaghetti alla carbonara, Semifreddo, Granita und und und ) versammelt, die man damals im Italienurlaub das erste Mal kostete und die daheim nie so richtig gelingen wollten – bis jetzt! Darüber hinaus gibt es auch viel Neues zu entdecken. Die meisten Rezepte bestechen durch ihre Einfachheit, werden von schönen Fotos begleiten und auch in Deutschland dürften alle Zutaten leicht zu finden sein. Für Extravagantes muss man dann auf italienische Supermärkte und Feinkostläden zurückkommen.

Rezeptvorstellung: Pasta mit Zwiebelschmelz und Thunfisch

Wir haben bis jetzt ein Dutzend Rezepte nachgekocht und alle waren sehr lecker und wurden von Carlo abgesegnet. Zwei Rezepte haben Eingang in unseren Kochalltag gefunden, und eines davon will ich euch hier vorstellen:

“Ziti mit Thunfisch-Genovese” nennt Del Principe dieses geniale Gericht, bei uns heißt es nun etwas weniger weltmännisch “Pasta Thunfisch & Zwiebelsoße”. Das Rezept ist (wie alle unsere Lieblingsrezepte) sehr einfach. Das Geheimnis liegt in der Qualität der  wenigen Zutaten und in der Zeit der Vorbereitung. Wobei man hier einfach nur kurz Zwiebeln in eine Pfanne schnibbeln muss und dann zuwartet. Lange zuwartet. Bis 1,5 Kilogramm Zwiebeln sich zu einer göttlichen Schmiere verschmort haben…

Zutaten

  • 1,5 kg Zwiebeln*
  • 400 gr frischer Thunfisch
  • 500 gr Pasta**
  • 1 Karotte
  • 1 Staudensellerie
  • Gemüsebrühe, Weißwein, Olivenöl, Pfeffer, Meersalz

* Topea-Zwiebeln eigenen sich hervorragend, aber auch jede andere süße Sorte

**keine Spaghetti bitte, sondern kurze Pasta wie Penne oder die von Del Principe vorgeschlagenen Ziti, die dann in kleine Stücke gebrochen werden. Markenempfehlung: DeCecco. Mein Mann schwört, es gebe keine bessere Pasta. Wir verbrauchen etwa 40 Kilo davon im Jahr…

Und so gehts:

Möhre und Selleriestaude in kleine Schnitzer reiben oder in kleine Würfel schneiden. Beides zusammen in einem Schuss Olivenöl erhitzen (große Pfanne benutzen!), ohne dass das Gemüse anbrät. Mit Weißwein ablöschen. Die anderthalb Kilo Zwiebeln, in Ringe geschnitten, dazugeben und alles über ZWEI STUNDEN lang bei kleiner Hitze köcheln lassen. Immer mal wieder eine Kelle Gemüsebrühe dazugeben, damit nichts ankokelt. Die göttlich-schmelzige Zwiebelsoße am Ende mit Salz und Pfeffer abschmecken.

Die Pasta bissfest kochen und währenddessen den Thunfisch waschen, abtupfen und in mundgerechte Würfel schneiden (uns gefallen kleinere Würfel ganz gut, so circa 1,5cm Kantenlänge). Thunfischwürfel etwa fünf Minuten in Olivenöl anbraten und mit Pfeffer würzen.

Die bissfesten Nudeln abseihen und zur Zwiebelsoße geben, Thunfischwürfel dazu und alles gut vermischen. Eccola! La Pasta! Auf keinen Fall die den Deutschen eigene Pasta-Todsünde begehen (ja, ich bekenne mich schuldig…) und die puren Nudeln auf den Teller heben und dann die Soße drübergießen!

Wie alle Pastagerichte mit Meerestierbeteiligung wird hier kein Parmesan drübergestreut.

Buon appetito!

Und so sieht die Pasta Zwiebeln & Thunfisch bei uns aus: 

Ein Sommer in Italien Rezept Pasta Thunfisch Zwiebeln

Das andere Rezept aus Del Principes Kochbuch, das uns restlos begeisterte und uns schon auf vier Abendessen-Einladungen glänzen ließ, ist die etwas aufwendigere aber phänomenale Birnen-Ricotta-Torte (link coming soon).

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